Donnerstag, 5. April 2012

Netzmensch kotzt sich aus

So, nach etwa drei Monaten Blog-Pause halte ich es nicht mehr aus, ich muss mich unbedingt auskotzen. Worüber? Na über diesen unsäglichen Quatsch, der landauf, landab gerade als Anti-Piraten-Kampagne verfasst wird.

Ein paar Vorbemerkungen: 1. Ich wähle die Piraten - zumindest auf absehbare Zeit - nicht. 2. Ich habe in meinem Leben noch nie irgendetwas illegal heruntergelanden. Meine Rechte-Verletzungen im Netz beschränken sich darauf, etwa zehn Mal irgendwelche Fußballspiele auf irgendwelchen irakischen Sendern geguckt zu haben als ich noch kein kräftig zahlender Sky-Kunde war.

Und jetzt lese ich gerade (in meiner ordentlich bezahlten iPad-Version des Spiegels) ein Essay von Dirk Kurbjuweit, in dem es um Piraten geht, um Urheberrechte und Kinderpornos und ominöse Netzmenschen allgemein. Und denke: "Aua".

Ein paar Highlights (von §51 UrhG abgedeckt):

"Vielleicht findet es der eine oder andere Netzmensch spießig, dass Beleidigungen unter Strafe stehen"

"Er (der Shitstorm - oko) ist eine Strafmaßnahme außerhalb der Rechtsordnung, ist Selbstjustiz, zum allergrößten Teil anonym"

"Der harte Kern (der Internetgemeinde - oko) will Freiheit zur Anonymität und billigt damit die Möglichkeit zum 'Shitstorm', zum digitalen Mob, der andere ungestraft mit Schmähungen übelster Art überziehen kann, und er will die Freiheit vom Urheberrecht. Das alles möglichst total: totale Freiheit im Netz".

"Das Internet beginnt langsam den Diskurs zu lenken, auf eine unerträgliche Weise."

Für Herrn Kurbjuweit gibt es - irgendwo da draußen, auf jeden Fall außerhalb seiner Lebenswelt - also eine Internetgemeinde (muss irgendwas religiöses sein), der lauter krawallige Netzmenschen angehören. Diese Gemeinde beschäftigt sich laut Kurbjuweits "Essay" hauptsächlich mit a) Killerspielen b) Kinderpornographie c) anonymen Beleidigungen und d) Lynchmobs zu organisieren. Zumindest sind das seine Themen, seine Schlussfolgerung lautet sinngemäß: "Auch im Internet müssen Gesetze gelten".

Man könnte das ganze Ding als Ansammlung von Humbug abtun, aber dummerweise steht der Quatsch im Spiegel, zum Beispiel mein Schwiegerpapa hat den im Abo, viele seiner Generationen lesen das Blatt regelmäßig. Sowas verbreitet sich weiter. In Lehrerzimmern, Vereinsheimen, in Kantinen, in überalterten Redaktionen und so weiter.

Deshalb jetzt ein für allemal: ES GIBT KEINE INTERNETGEMEINDE, ES GIBT KEINE NETZMENSCHEN und ES GIBT NICHT DAS INTERNET.

Facebook hat in Deutschland über 20 Millionen Nutzer, sind die die Internetgemeinde? Oder zählen auch Gelegenheitsnutzer dazu - so wie meine Mutter, die stolz ihren neuen Kuchen "aus dem Internet" auf die Kaffeetafel stellt? Oder nur die Hardcore-Ober-Nerds, die den ganzen Tag chatten, killerspielen, illegal downloaden? Was ist mit mir? Gesetzestreu (s.o.) und doch beruflich und privat fast den ganzen Tag im Netz unterwegs? Netzmensch?

Jetzt mal Klartext, Kurbjuweit und sonstige Urheber, die ihr mit schlotternden Knien vorm Phänomen der Piraten steht:

Ihr habt Angst vor den Menschen. Die können mit Hilfe des Netzes nämlich plötzlich Sachen machen, die früher nicht gingen. Massenhaft ihre Meinung äußern zum Beispiel. Meinetwegen als Shitstorm. Was ist das anderes als eine Demonstration, die bei Twitter und in Blogs abläuft? Anonym sind da übrigens die wenigsten unterwegs, ein Blog braucht ein Impressum, bei Twitter registriert man seinen Namen.

Ihr habt auch Angst vor der Kreativität der Menschen. Die haben plötzlich ein Medium zur Verfügung, in dem sie "einfach so" ihre Werke präsentieren können. Ohne Verlag, ohne Agent, ohne Plattenvertrag. Und plötzlich fällt euch auf: Oh, da haben Leute Erfolg. Plötzlich fällt dem Publikum auf: Oh, unsere Stars kochen auch nur mit Wasser, es gibt tausende Talente da draußen. Und plötzlich fällt all den Verlagen, Agenten und sonstigen Mittelsmännern auf: Oh, man braucht uns gar nicht unbedingt.

Anmerkung vom 17. Februar 2013: Diesen Text habe ich gerade unter den Entwürfen entdeckt. Aus irgendeinem Grund habe ich ihn nicht veröffentlicht. Mache ich jetzt mal 10 Monate später, auch wenn die Piraten sich ja gerade mal wieder erledigt haben.



Samstag, 7. Januar 2012

Drei Mann, eine Frau, eine Gitarre - und Käpt'n Haddock


Oha, 2012 wird offenbar ziemlich musiklastig. Aber egal, diese Art des Gitarrespielens musste ich einbinden.



(via: Stefan Bergmann)

Montag, 2. Januar 2012

Die Ärzte aus Berlin (auuuus Berlin) als Netzpioniere


Die beste Band der Welt hat 2001 offenbar ein Internet-Wunschkonzert gegeben. Erst knapp 3000 Views auf Youtube sind definitiv viel zu wenige.

(via: Andreas Hausmann)