Mittwoch, 4. September 2013

Hallo (Buch)verlage, geht's noch?

Kürzlich habe ich mit Tschick von Wolfgang Herrndorf mein erstes gedrucktes Buch seit Langem gelesen. Ein super Buch, vermisst habe ich am gedruckten Teil, dass ich es abends nur im Bett lesen konnte, wenn die Lampe an war - klarer Vorteil fürs iPad.

Da ich gerade so schön im Lesefieber war, habe ich drüber nachgedacht mir 1913 von Florian Illies zu kaufen. Meinetwegen gedruckt. Dann der Schock bei Poertgen - das Ding gibt es nur gebunden und nur zum stolzen Preis von 19,99 Euro. "Hmm, dann halt digital, das dürfte deutlich günstiger sein", dachte ich in all meiner Naivität. Klarer Fall von Denkste: der Preis bei iTunes und Amazon beträgt jeweils 17,99 Euro.

Hallo, Verlage, geht's noch? Ihr spart Euch bis auf das Autorenhonorar ungefähr alle Kosten - und lasst mir davon gnädigerweise 2 (zwei!) Euro? Ebenso peinlich sind Zeitung- und Magazinverlage, die ein ePaper teurer als die gedruckte Version verkaufen. Bzw. hoffentlich nicht.

Dienstag, 23. Juli 2013

Print kaufen, digital lesen

Immer weiter wandeln sich die ehemaligen Print-Redaktionen... Es wird digitaler, langsam, aber stetig. Ob zu langsam, wird sich weisen. 

Die Bild und Brand eins sind zwei Beispiele dafür, dass Verlage Print- und Digitalkunden nicht mehr als grundverschiedene Wesen sehen. Vielmehr begreifen einige, dass ein Zeitungs- oder Magazinkäufer durchaus auch übers iPhone oder Tablet auf die Inhalte zugreifen möchte.

Brand eins

Die Juli-Brand eins kostete 8,50 Euro statt 7,60 - teuer aber meist gut, waren meine bisherigen Erfahrungen mit dem Magazin. Mit dieser Ausgabe führt Brand eins ein System ein, bei dem der Print-Käufer sich die digitale Version des Magazins kostenlos auf sein Mobil-Gerät herunterladen kann. Der Weg allerdings ist mühsam: 
  1. Quizfrage auf der Website beantworten -> Code per Mail
  2. Als digitaler Kunde anmelden.
  3. Das digitale Heft kaufen
  4. Code eingeben
  5. Kreditkartennummer eingeben
  6. Kauf für 0,00 Euro abschließen
  7. Auf dem mobilen Gerät mit seiner Kunden ID einlogen
  8. Herunterladen
Entweder habe ich mich dabei dumm angestellt, oder war zu ungeduldig. Jedenfalls habe ich immer wieder den Code an der falschen Stelle eingegeben, oder das falsche Heft in den Warenkorb gepackt, oder, oder, oder - jedenfalls hab ich das Heft jetzt gedruckt zuhause rumliegen und während meiner Pedlerfahrten lese ich es auf dem iPad bzw. Phone.

Bild

Mein bisheriges Bild-Abo (3,99 Euro oder so im Monat für die Bundes-Bild auf dem iPhone) lief aus. Da ich es quasi ohne Qualitätseinbußen auch auf dem iPad nutzen konnte, war es für den schnellen, abendlichen Blick aufs Boulevard ideal. 

Egal, BildPlus ward geboren und damit eine Preiserhöhung auf 9,99 Euro je Monat. Ohne mich, das Abo wurde nicht verlängert. 

Praktischerweise haben wir die Bild in der Redaktion. Also konnte ich BildPlus dank des Codes für einen Tagespass testen - der Code steht täglich in der Zeitung. Diese Verbindung funktioniert einfacher als bei Brand eins: Man meldet sich bei Bildplus an, logt sich dort ein und kann den Tagespass-Code eingeben. In der Folge ist Bildplus bis 24 Uhr für einen freigeschaltet. 

Für eine Dauernutzung ist das aber trotzdem zu aufwändig, aber zumindest gibt es den Print-Käufern das Gefühl, dass sie das Digitalangebot nicht zusätzlich bezahlen müssen. 

Fazit: Die Wege sind noch etwas verschlungen, aber mir scheint klar, dass Verlage von Menschen, die für Print viel Geld zahlen auf keinen Fall für Digitales zusätzliches Geld verlangen können. Wie man das genau umsetzt, muss erst herausgefunden werden. Gut ist aber, dass Wege getestet werden.

Sonntag, 17. Februar 2013

Vine...

...ist großartig. Besonders, wenn mein Kollege Tilman Abegg es nutzt. Ein, zwei Beispiele:




Jeder rettet einen Afrikaner

Was folgt ist eine Empfehlung: Gestern habe ich mich im Theater kringelig gelacht - und heute trotzdem den ganzen Tag über das Stück nachgedacht.

Im Wolfgang-Borchert-Theater in Münster wurde das Stück "Benefiz. Jeder rettet einen Afrikaner" von Ingrid Lausund gegeben. Eine Satire über fünf gute Menschen (oder Gutmenschen), die einen Benefizabend für ein Brunnenprojekt in Kenia planen.

Das Ganze wird durch die fünf unterschiedlichen Charaktere zum großen Spaß. Von der super-professionelle Moderatorin, bei der alles perfekt ist: Wortwahl, Betonung, sogar die "spontanen" Tränen über das Schicksal eines afrikanischen Kindes bis zur ehrlich betroffenen Öko-Trulla, die alles "ganz, ganz schlimm" findet.



Die professionelle Moderatorin. (Foto: WBT)

Man erfährt etwas darüber, wie afrikanische Volkslieder und deutsche Karnevalssongs zusammenhängen. Zwischendurch kommen einem Darsteller erste Zweifel, ob das ganze Benefiz-Getue nicht doch nur der Bereinigung des Gewissens dienen soll. Und dann ist da noch eine unheimlich eindrucksvolle Wutrede.

Ein Abend, der sehr lustig aber fast gar nicht klamaukig ist. Und einer, über den man länger nachdenken kann. Das Stück ist unter anderem am 19./20./21. März im WBT zu sehen. Weitere Termine und Tickets gibt es hier. Die Karten kosten 16 bis 19 Euro.

Aufmerksam bin ich auf das Stück geworden, weil es mein Kollege Helmut Jasny in der Münsterschen Zeitung empfohlen hat. Hier geht es zu seiner Kritik.

Donnerstag, 5. April 2012

Netzmensch kotzt sich aus

So, nach etwa drei Monaten Blog-Pause halte ich es nicht mehr aus, ich muss mich unbedingt auskotzen. Worüber? Na über diesen unsäglichen Quatsch, der landauf, landab gerade als Anti-Piraten-Kampagne verfasst wird.

Ein paar Vorbemerkungen: 1. Ich wähle die Piraten - zumindest auf absehbare Zeit - nicht. 2. Ich habe in meinem Leben noch nie irgendetwas illegal heruntergelanden. Meine Rechte-Verletzungen im Netz beschränken sich darauf, etwa zehn Mal irgendwelche Fußballspiele auf irgendwelchen irakischen Sendern geguckt zu haben als ich noch kein kräftig zahlender Sky-Kunde war.

Und jetzt lese ich gerade (in meiner ordentlich bezahlten iPad-Version des Spiegels) ein Essay von Dirk Kurbjuweit, in dem es um Piraten geht, um Urheberrechte und Kinderpornos und ominöse Netzmenschen allgemein. Und denke: "Aua".

Ein paar Highlights (von §51 UrhG abgedeckt):

"Vielleicht findet es der eine oder andere Netzmensch spießig, dass Beleidigungen unter Strafe stehen"

"Er (der Shitstorm - oko) ist eine Strafmaßnahme außerhalb der Rechtsordnung, ist Selbstjustiz, zum allergrößten Teil anonym"

"Der harte Kern (der Internetgemeinde - oko) will Freiheit zur Anonymität und billigt damit die Möglichkeit zum 'Shitstorm', zum digitalen Mob, der andere ungestraft mit Schmähungen übelster Art überziehen kann, und er will die Freiheit vom Urheberrecht. Das alles möglichst total: totale Freiheit im Netz".

"Das Internet beginnt langsam den Diskurs zu lenken, auf eine unerträgliche Weise."

Für Herrn Kurbjuweit gibt es - irgendwo da draußen, auf jeden Fall außerhalb seiner Lebenswelt - also eine Internetgemeinde (muss irgendwas religiöses sein), der lauter krawallige Netzmenschen angehören. Diese Gemeinde beschäftigt sich laut Kurbjuweits "Essay" hauptsächlich mit a) Killerspielen b) Kinderpornographie c) anonymen Beleidigungen und d) Lynchmobs zu organisieren. Zumindest sind das seine Themen, seine Schlussfolgerung lautet sinngemäß: "Auch im Internet müssen Gesetze gelten".

Man könnte das ganze Ding als Ansammlung von Humbug abtun, aber dummerweise steht der Quatsch im Spiegel, zum Beispiel mein Schwiegerpapa hat den im Abo, viele seiner Generationen lesen das Blatt regelmäßig. Sowas verbreitet sich weiter. In Lehrerzimmern, Vereinsheimen, in Kantinen, in überalterten Redaktionen und so weiter.

Deshalb jetzt ein für allemal: ES GIBT KEINE INTERNETGEMEINDE, ES GIBT KEINE NETZMENSCHEN und ES GIBT NICHT DAS INTERNET.

Facebook hat in Deutschland über 20 Millionen Nutzer, sind die die Internetgemeinde? Oder zählen auch Gelegenheitsnutzer dazu - so wie meine Mutter, die stolz ihren neuen Kuchen "aus dem Internet" auf die Kaffeetafel stellt? Oder nur die Hardcore-Ober-Nerds, die den ganzen Tag chatten, killerspielen, illegal downloaden? Was ist mit mir? Gesetzestreu (s.o.) und doch beruflich und privat fast den ganzen Tag im Netz unterwegs? Netzmensch?

Jetzt mal Klartext, Kurbjuweit und sonstige Urheber, die ihr mit schlotternden Knien vorm Phänomen der Piraten steht:

Ihr habt Angst vor den Menschen. Die können mit Hilfe des Netzes nämlich plötzlich Sachen machen, die früher nicht gingen. Massenhaft ihre Meinung äußern zum Beispiel. Meinetwegen als Shitstorm. Was ist das anderes als eine Demonstration, die bei Twitter und in Blogs abläuft? Anonym sind da übrigens die wenigsten unterwegs, ein Blog braucht ein Impressum, bei Twitter registriert man seinen Namen.

Ihr habt auch Angst vor der Kreativität der Menschen. Die haben plötzlich ein Medium zur Verfügung, in dem sie "einfach so" ihre Werke präsentieren können. Ohne Verlag, ohne Agent, ohne Plattenvertrag. Und plötzlich fällt euch auf: Oh, da haben Leute Erfolg. Plötzlich fällt dem Publikum auf: Oh, unsere Stars kochen auch nur mit Wasser, es gibt tausende Talente da draußen. Und plötzlich fällt all den Verlagen, Agenten und sonstigen Mittelsmännern auf: Oh, man braucht uns gar nicht unbedingt.

Anmerkung vom 17. Februar 2013: Diesen Text habe ich gerade unter den Entwürfen entdeckt. Aus irgendeinem Grund habe ich ihn nicht veröffentlicht. Mache ich jetzt mal 10 Monate später, auch wenn die Piraten sich ja gerade mal wieder erledigt haben.



Samstag, 7. Januar 2012

Drei Mann, eine Frau, eine Gitarre - und Käpt'n Haddock


Oha, 2012 wird offenbar ziemlich musiklastig. Aber egal, diese Art des Gitarrespielens musste ich einbinden.



(via: Stefan Bergmann)

Montag, 2. Januar 2012

Die Ärzte aus Berlin (auuuus Berlin) als Netzpioniere


Die beste Band der Welt hat 2001 offenbar ein Internet-Wunschkonzert gegeben. Erst knapp 3000 Views auf Youtube sind definitiv viel zu wenige.

(via: Andreas Hausmann)

Freitag, 9. Dezember 2011

Schnell gucken, auf jeden Fall lesen

Zur Zeit lese ich den Roman "In Zeiten abnehmenden Lichts" von Eugen Ruge. Das ist sicher kein Geheimtipp, das Buch verkauft sich nämlich wie geschnitten Brot.

Ganz kurz der Inhalt: Es geht drei Generationen einer Familie und ihren Niedergang (und den ihres Landes, der DDR). Das Gänze erfahren wir aus sieben Perspektiven, immer wieder erhält man Einblicke aus verschiedenen Jahren zwischen 1952 und 2001. Gibt's im Buchhandel, ich lese es gerade als erstes eBook auf dem iPad und iPhone (ist auch billiger, 16,99 statt 19,95 Euro).

Worauf ich aber unbedingt hinweisen muss: Noch bis Sonntag (11.12.) steht in der Mediathek von Arte (sie heißt glaube ich Arte +7, es gibt sie auch als App) eine Dokumentation zur Verfügung über Rüge und die Entstehung des Romans zur Verfügung. Und man kann diese sogar hier einbinden:



Ich fand diese sehr spannend, da man dort Einiges zu Ruge, seiner Geschichte und den Vermarktungsmechanismen der Buchindustrie erfährt. Aufmerksam geworden bin ich auf den Film durch einen taz-Artikel.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Ich will doch nur Zeitung lesen

Seit ein paar Tagen gehöre auch ich zu diesen Freaks, die ein iPad besitzen. Ob das Ding wirklich Hunderte Euro Wert ist, kann ich noch nicht sagen.

Was mich aber begeistert, ist wie viel Spaß es macht, einfach nur Zeitung zu lesen. Man bekommt zum Start ungefähr alle Blätter ein paar Wochen kostenlos, also Teste ich gerade FAZ, Tagesspiegel, Guardian, Welt... Außerdem erhalte ich die eZeitung meines Arbeitgebers kostenlos. Als Spiegel-Abo Inhaber (war ein Geschenk) lese ich den auch auf dem Tablet. Gestern habe ich die Zeit gekauft und heruntergeladen und gerade noch die geschätzte FAS für 2,99 Euro.

Was soll ich sagen? Ich liebe diese Art des Zeitunglesens. Klar, die Navigation durch die Blätter ist manchmal gewöhnungsbedürftig. Oft suche ich erstmal nach versteckten Features oder bewundere die tolle Qualität der Fotos, statt mich intensiv den Texten zu widmen - aber egal, das wird sich geben. Der Vorteil gegenüber Papier ist klar: Ich muss weder zum Kiosk noch zum Briefkasten laufen und - noch wichtiger - nachher nicht zur Altpapiertonne. Wenn ich Bock habe und Zeit, kaufe ich mir die FAZ, Zeit oder taz. Schwupp, schwupp alles drauf, ab in den Zug, Musik an und in Ruhe lesen. Perfekt.

Über die brandneue FAS-Apo wird gerade stark diskutiert. Christian Jakubetz etwa findet sie nicht sehr gelungen. Bei einigen Kritikpunkten hat er sicher recht, etwa bei dem Unsinn, dass Abonnenten keinen Rabatt bekommen. Aber die Kritik, dass Videos und andere Multimedia-Elemente fehlen, kann ich nicht teilen. Ganz einfach, weil sie mir nicht fehlen. Ich will Sonntagsmorgens eine Zeitung lesen. Ein Paket aus Texten und Bildern, schlau zusammengestellt, möglichst schlau geschrieben. Will ich Blinki-Blinki und interaktives Zeugs, geh ich ins Netz.

Beim Scoopcamp hat Jochen Wegner jüngst einen tollen Vortrag zu iPad Apps gehalten. Er hat zum Beispiel die ebnafalls von Jakubetz kritisierte FAZ-App gelobt. Was Jakubetz als popeligen PDF-Reader bezeichnet, bekam im Wegner-Vortrag ein Lob, weil die Benutzerführung klar ist und man das machen kann, was viele - auch ich - wollen: Einfach nur Zeitung lesen.

Wahrscheinlich macht die Zeit es mal wieder richtig: Alle spannenden Texte plus ein wenig Blinki-Zeugs. Da könnte man glatt Stammkunde der digitalen Version werden.

Freitag, 4. November 2011

"Schön" hier


Endlich mal wieder was "ironisches" hier. Anders lässt es sich angesichts solcher Entwicklungen rund um die neuen Allzweck-Sündenböcke "gewaltbereite Fußballfans" auch kaum noch aushalten. Mal was anderes zum Thema liest man bei Schwatzgelb oder auch bei den Ruhrbaronen.