Sonntag, 6. März 2011

Büchner und Hitchcock - zwei Theaterempfehlungen

Mein letzter Theaterbesuch liegt schon etwas zurück und war auf Norderney. Jetzt gab es an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden gleich zwei Besuche in den Städtischen Bühnen - Kurzfazit für Lesefaule: Sowohl Woyzeck als auch 39 Stufen lohnen den Besuch an der Neubrückenstraße.

Woyzeck

Das "Stück" von Büchner haben wir im Deutschunterricht gelesen (Grundkurs Oberstufe, glaube ich) und damals auch im Großen Haus gesehen. Jetzt läuft es in der Fassung von Robert Wilson an gleicher Stelle. Das bedeutet, immer wieder singen die Schauspieler die Lieder aus dem Tom Waits-Album Blood Money. Und das klingt grandios. Die Schauspieler spielten und sangen sehr gut. Besonders Bernhard Glose als Woyzeck und Friederike Bernhardt als Band-Leaderin haben mich überzeugt.

Das Beste an der münsterschen Aufführung war allerdings das grandiose Bühnenbild: Ein sich nach hinten immer weiter verengender Tunnel in Form eines Achtecks. Eine weitere Bestnote gibt es für die Schauspieler, weil sie sich immer wieder auf den Schrägen bewegen mussten.

Auch wenn in der Kritik vom Kollegen Jennen Kritik daran anklingt, dass immer mehr Klassiker quasi als Musical-Fassung ins Theater kommen: Seinem Fazit in der MZ kann ich mich voll anschließen: "Gerade für ein modern gestimmtes Publikum eine Empfehlung."

Die Aufführungstermine von Woyzeck gibt es hier bei den Städtischen Bühnen. Hier geht's zum Online Ticket-Shop.



39 Stufen

Eine Woche später ging es dann ins Kleine Haus - 39 Stufen stand auf dem Programm. Das Stück nach einem Hitchcock-Film von 1935 war komplettes Kontrastprogramm zum Drama von Büchner - Krimi-Comedy. Vier Schauspieler waren in gefühlten 76 Rollen zu sehen. Und machten ihre Sache grandios. Witzigerweise stehen in diesem Stück übrigens beide Woyzeck-Darsteller auf der Bühne. Parallel dürften die Stücke also nicht laufen.

Das Ganze war ziemlich überdreht, 0% spannend, aber 98% lustig und damit gute Unterhaltung. Den Film muss man nicht gesehen haben, um seinen Spaß an diesem "Spionage-Thriller" zu haben.

Praktischerweise stimmt mein Eindruck auch hier mit den Profis aus der MZ-Kultur überein, Sabine Müller jedenfalls fand es auch gut.

Termine und Infos gibt es hier - Tickets hier.

p.S.: Dass man während der Vorstellung keine Fotos machen darf, kann ich verstehen. Dass das Theater seine Pressefotos allerdings nicht honorarfrei zur Nutzung freigibt, kann ich nicht verstehen. Blogbeiträge wie dieser sind doch Werbung fürs Theater. Schöner als mit meinem nach der Vorstellung entstandenen Woyzeck-Bild könnte man sie aber sicherlich bebildern.

Keine Kommentare: