Am Samstag habe ich in Berlin den vom Freitag und der taz organisierten Kongress "Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt" besucht. Erstes Ganzkurzfazit: Ich fand's spannend.
Ein bisschen länger:
Eine nette Atmosphäre, irgendwo zwischen Medienfachtagung und Studi-Durcheinander. Unheimlich locker und ein wenig unkoordiniert lief alles von Veranstaltung zu Veranstaltung durch das Haus der Kulturen der Welt (aka Auster). Da konnte man hier Ranga Yogeshwar live erleben, dort der Guardian-Data-Bloggerin Ami Sedghi zuhören und dann mal einfach mit taz-Chefredakteurin Ines Pohl quatschen.
Habe ich was gelernt? Na klar, z.B.: "Stell Dir Deinen Leser/User als einen sehr intelligenten 13-Jährigen vor. So als habe er quasi kein historisches Vorwissen, aber halt keineswegs dumm." Gesagt hat das Zena Barakat von der NY Times, die dann auch mal eben vorführte, wie zukunftsbegeisterte Reporter, ein Smartphone und eine 15-köpfige NYT-Videoabteilung wirklich tolle authentische Videos aus allen Ecken der Welt auf ihre Seite stellen (nämlich hier als TimesCast). Notiz für mich selbst: Telefoninterviews mit Reportern stärker nutzen!
Hier ein Beispiel:
Was gab's noch: Ex-Regierungssprecher Thomas Steg hat Durchblick, Christoph Schwennicke vom Spiegel auch. In Berlin gibt es Hintergrund-Journalistenkreise, die sich in den Wohnzimmern der Kollegen treffen.
Ach ja, und das Panel "Zukunft des Lokaljournalismus". Kollege Heimann vertrat dort "uns" Normalo-Leute von Normalo-Regionalzeitungen. Eingeladen wurde er wegen des Blumenkübels (Ralf: "Ich komme mir ein bisschen vor wie ein One-Hit-Wonder"). Dieses Panel hatte alles, was die Diskussion über Lokaljournalismus so schwierig macht:
Ich glaube, dabei ging es irgendwie um alles mögliche, mit der Zukunft des Lokaljournalismus hatte das selten zu tun. Quatsch wurde natürlich auch geredet. taz-CR Pohl sagte etwa sinngemäß: Blumenkübel wird ja geklickt, aber die Diskussion über die Umgehungsstraße nicht. Wie sie von einem Twitter-Sommerloch-Ausnahmehype auf den Alltag schließen kann, ist mir schleierhaft.
Die Realität ist: Politisch umstrittene Sachen werden auch lokal geklickt. Parteiengezänk hingegen nicht (so einen Quatsch stelle ich schon gar nicht mehr ins Netz). Meine These: "SPD kritisiert CDU für Kritik an Grünen-Entgegnung auf FDP-Vorschlag" interessiert auch in der gedruckten Zeitung keine Sau. Übrigens egal ob im Bundestag oder im Reichstag. Lokale Themen, die polarisieren funktionieren auch in der lokalen Netzberichterstattung. Auch Lokale Wahl-Ticker werden stark geklickt.
Noch mehr Quatsch: Ein Zuhörer (ca. 25) sagt: Bei uns Zuhause in XY-Stadt steht nur was Kanninchenverein in der Zeitung. Die spannenden Themen nicht, die Qualität ist unterirdisch.
Hmmm, bestimmt hat er Recht, auch mir geht der Vereins-Quatsch auf den Senkel. Aber: Einige Leute interessiert's. Zum Beispiel meine Eltern (Ende 50). Beide politisch interessiert, auch kulturell. Aber dennoch legen sie Wert drauf, in der Zeitung bekannte Gesichter zu sehen, zu erfahren, was in Vereinen und Gruppen vor ihrer Haustür passiert. Wer bestimmt jetzt, was Qualität ist, was die Qualität des Lokaljournalismus ausmacht?
Alle Veranstaltungen wurden übrigens live gestreamt, leider finde ich bei der taz auf der Seite nirgendwo die Aufzeichnungen. Schade.
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