Samstag, 30. Mai 2009

Die perfekte Welle?

Wow...wenn Google Wave nur einigermaßen hält, was die folgende Demonstration verspricht, dann steht die nächste Revolution der Kommunikation gerade kurz vor der Tür. Es lohnt sich, auch wenn es 80 Minuten sind.


(via: Indiskretion Ehrensache)

Update

Ich glaube (fast) alle Medienleute, die das sehen, werden zu dem Schluss kommen: Das Potential für Newsrooms/Redaktionen ist riesig.

Ein Beispiel aus der Praxis: In der vergangenen Woche gab einen größeren Ampelausfall in Münster. Übers Lokalradio wusste ich, dass viele Stadtteile betroffen sind. Nach einem Anruf bei der Polizei stellte ich die Meldung auf unserer Seite ein, später gab es zwei, drei Updates. Glücklicherweise habe ich mit dem iPhone ein Foto schießen können.

Man stelle sich das Wave-Szenario vor: Vielleicht schon nach der Radiomeldung würde ich eine kurze Info ins Netz stellen, verbunden mit zwei Fragen. "Stimmt das?" und "Wer hat kaputte Ampeln gesehen/fotografiert?" Nach und nach würde die spezifische Welle "Ampelausfall" wachsen, vielleicht macht auch die Polizei-Pressestelle mit und erspart mir einen Anruf ;-). Man könnte das Web an der Entstehung der Story teilhaben lassen. So viele Reporter um all die Infos zu sammeln, haben wir nicht (und hat auch sonst keine Lokalzeitung). Unsere Erfahrung aber zeigt: Fühlen Sich User ernstgenommen, versorgen Sie uns gern, etwa mit Fotos oder auch Info-Schnippseln.

Achso, natürlich ist ein Ampelausfall keine Riesenstory. Aber in dem Moment, wo in der ganzen Stadt die Dinger nur noch blinken, wird sie ziemlich viele Menschen interessieren. Und die werden sich über eine lokale Infoseite freuen, die sie aktuell informiert.

Für den Journalisten könnte Wave die endgültige Rollenverschiebung bringen: Es muss jemanden geben, der Nachrichten als wichtig einordnet, die Welle anstößt, die Reaktionen bewertet/freischaltet, weitergehende Recherchen in Auftrag gibt - kurz den ganzen Prozess überschaut und moderiert. Wir leben wahrlich in interessanten Zeiten.

Links: Jeff Jarvis - Wave is the new news

Und hier ein Interview mit Wave-Entwicklerin Stephanie Hannon zur Bedeutung von Wave für Newsrooms:

Google Wave, une opportunité pour les journalistes ? from Labs RTBF on Vimeo.


Montag, 25. Mai 2009

Der vierte Kandidat

Neben Köhler, dem Schwan und dem Kommissar kandidierte am Samstag auch noch der Nazi:

Ruhe sanft, Onkel Dittmeyer

Gestern kam die Nachricht, dass mal wieder eine Werbeikone meiner Jugend gestorben ist - Onkel Dittmeyer ist tot. Und da fiel mir doch ein, dass es irgendwann mal ein Lied gab, das "Tötet Onkel Dittmeyer" hieß.

Naja, das hat sich ja jetzt erledigt, hier geht es trotzdem zu einem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1991 zum Thema.


(Bild: Angefahrene Schulkinder)

p.S.: Dass ich oben auf die Abendzeitung verlinkt habe, verdanken die Kollege ihren wirklich gut gemachten Twitter-Aktivitäten.

Montag, 18. Mai 2009

Gezeichnet



Auf meiner neuenheutigen Lieblingsseite freitag.de habe ich eben eine Bilderstrecke aus dem Comic "Pjöngjang" entdeckt. Mir ist mal wieder bewusst geworden, dass Comics/Trickfilme bisweilen besser in fremde Welten einführen, als es etwa Filme/TV-Berichten gelingt. Als Beispiele fallen mir der Film "Persepolis" oder der Comic "Maus" von Art Spiegelmann ein. Und ich muss immer noch Waltz with Bashier gucken. Das hat bisher noch nicht geklappt.

(Abb.: Reprodukt Verlag / Das Buch kann man u.a. hier kaufen)

Absolut unpolitisch

Aus einer Laune heraus habe ich mich mal beim Freitag angemeldet und teste mal das bloggen dort. Absolut unpolitische Beiträge finden sich hier, bin gespannt, wie sich das Projekt/die Zeitung/das Mix-Medium weiter entwickelt.

Samstag, 16. Mai 2009

Miniatur-Wunderwelt

Staunen Sie jetzt, bitte:

Bathtub IV from Keith Loutit on Vimeo.

(via: Stoddblog)

Der Australier Keith Loutit hat dieses Wunderwerk erschaffen, er nutzte dazu eine Fototechnik, die sich Tilt-shift miniature faking nennt.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Von Springer lernen

Ja, der Axel Springer-Verlag ist völlig zu Recht kein Sympathieträger. Bild ist oft zum Kotzen, "überflüssige" Leute wurden in sinnlose Schein-Redaktionen abgeschoben...man kennt die Argumente. Und doch: Wie konsequent man sich dort auf das digitale, vernetzte Zeitalter einstellt, ist faszinierend - und wirtschaftlich erfolgreich.

Mitten in der Krise hat der ASV heute einen Gewinnanstieg vermeldet. Wichtiger Baustein: Digitale Medien. Aus dem Geschäftsbericht des ersten Quartals:

Das Segment Digitale Medien steigerte die Werbeerlöse deutlich um 26,6 Prozent. Dadurch beschränkte sich der Rückgang der Werbeerlöse konzernweit auf vergleichsweise moderate 8,0 Prozent. Der wachsende Umsatzbeitrag der Digitalen Medien schlug sich darüber hinaus in einem Anstieg der übrigen Erlöse um 10,9 Prozent ebenfalls positiv nieder.

Konkret sieht das digitale Engagement übrigens so aus. Auf dem Termin war ich auch, zunächst habe ich mich gewundert, warum der BILD-Kollege ständig sein Handy hochhält. Später sah ich, dass es sich um eine Flip-Kamera handelt. Klein, einfach zu bedienen, super.

Fazit: Beim ASV zahlen sich die Investitionen in Online bereits aus. Vielleicht könnte man daraus lernen, dass das Ganze funktioniert, wenn man Kohle in die Hand nimmt und konsequent in Richtung Zukunft steuert...

Dienstag, 12. Mai 2009

Wahrlich wunderbare Wut

Stefan Niggemeier hat einen sehr guten, sehr langen Artikel zum monothematischen SZ-Magazin (ZeitungOnlineetc.) geschrieben. Er ist es wert, hier gelesen zu werden.

Wer dazu zu faul ist, liest einfach hier das hervorragende Fazit:

Die Front verläuft nicht zwischen Profis und Amateuren oder Redakteuren und Freien oder Verlagen und Einzelkämpfern oder zwischen Print und Online. Sie verläuft zwischen gutem Journalismus und schlechtem Journalismus. Es ist wirklich so einfach.

Damit wär dann auch eigentlich alles gesagt zu diesem Thema.

Freitag, 8. Mai 2009

Tschüss Zensursula

So, die Petition gegen das Zensurgesetz hat über Nacht die 50.000 Unterschriften-Grenze überschritten. Hervorragend, da kann ich Ursula ja wieder von dieser Seite entfernen. Wer Frau von der Leyen außerdem aus der Bundesregierung entfernen möchte, hat dazu am 27. September die Gelegenheit.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Monothematisch

Sorry, dass es hier momentan nur um den Kampf gegen #Zensursula geht. Heute war das Zensurgesetz zur Kinderpornographie erstmals Thema im Bundestag. Hier die komplette Debatte:



Wer nochmal eine Zusammenfassung der Entwicklung lesen will, kann das auch bei Spiegel Online tun. Und immer noch: Hier die Petition zu unterzeichnen ist etwas mühsam - aber sinnvoll.

Für Münsteraner: Wer den CDU und SPD-Abgeordneten aus Münster mal seine Meinung zur Zensur schreiben möchte, kann das hier tun (Polenz, Strässer). Ich maile sie morgen an.

Gesetzentwurf des Tages

Aus dem Zensurgesetzentwurf der Bundesregierung CDU/CSU und SPD-Bundestagsfraktionen:

"C. Alternativen

Keine."

Der komplette Entwurf als PDF

Dienstag, 5. Mai 2009

Zensursula stoppen - Petition unterzeichnen

Dieser c't-Artikel beschreibt sehr schön, dass die Kinderporno-Sperre von Frau von der Leyen ein wirkungsloser Alibi-Quark und der Einstieg in die Netz-Zensur ist.

Bei Netzpolitik und hier finden sich Seiten zu einer Petition, mit der die Zensursula gestoppt werden soll. Zum ersten Mal bin ich auf die Möglichkeit einer Internet-Petition an den Bundestag aufmerksam geworden. Ich habe unterzeichnet, so wie über 12.500 andere Menschen in den ersten 24 Stunden Zensursula-Petition.

Wer auch unterzeichnen will, kann das hier tun (nach einer recht langwierigen Anmeldeprozedur):

Und noch was witziges: Wer das Internet für Politiker blockieren möchte, findet hier eine einfache Lösung.

Samstag, 2. Mai 2009

Dann machen wir halt Breaking News

An der University of Southern California hat man jetzt herausgefunden, dass die Amerikaner immer mehr Nachrichten im Internet konsumieren (53 Minuten pro Woche) und dass etwa ein Fünftel der Nutzer ihre Zeitung abbestellt hat, weil die Nachrichten ja auch im Netz verfügbar sind (hier geht's zur Zusammenfassung der Studie).

Die - gedruckte - Zeitung stirbt aus:

“Thirty years ago, teenagers began to read newspapers as they reached their adult years. Today, teenagers don’t read printed newspapers, and research indicates they never will. Yet we’ve found that teens are more interested in news than any generation we’ve seen in a long time, only now online sites are their news sources. Our study has shown over the years that the future is clear,” heißt es in der Studie.

“When newspaper readers die, they aren’t being replaced by new readers.” Aua!

Jetzt aber zum Positiven:
  • “For the first time in 60 years, newspapers are back in the breaking news business”
  • “Print newspapers still have strong brand identities and reader loyalty“
  • “The key to newspapers’ success will be making bold moves entirely into the digital realm, and building business models that allow them to thrive online”
  • ”When asked if they would miss the print edition of their newspaper if it were no longer available, 61 percent of those who read newspapers offline agreed — up from 56 percent in 2007”
(via: @jeffjarvis)

Kurz gebloggt

Atomkraft-Renaissance?

Aus der Mai-Ausgabe, des meist hervorragenden Wirtschaftsmagazins Brand Eins:

In den nächsten 20 Jahren geplante Hochleistungs-Atomkraftwerke: 20

Zahl der Unternehmen, die die dafür benötigten, aus einem Guss hergestellten Reaktorkessel produzieren können: 1

Maximale Kesselproduktion pro Jahr in Stück: 5,5


Der Turm

Soeben bin ich mit den 973 Seiten des Romans "Der Turm" von UweTellkamp fertig geworden. Puh, die Endphase der maroden DDR aus der Sicht Dresdner Intellektueller. Eindrucksvoll wird man in das morsche, überbürokraisierte und von hohlen Phrasen bestimmte Leben hineingezogen. Diese 24,80 Euro haben sich gelohnt. Leider gibt es ein interessantes Verlags-Video nicht zum embedden (oder ich hab's nicht gefunden).

Freitag, 1. Mai 2009

Zitat des Tages



"Die konstant sinkende Auflage"





Medienjournalist
Stefan Niggemeier im Medium-Magazin auf die Frage "Gibt es etwas, was sie an Bild zu schätzen gelernt haben?"

Lokaler Onlinejournalismus jenseits von Zeitung - so geht's

Im Medium-Magazin (auf Seite 6 des e-papers) steht ein interessanter Artikel über das lokale Trierer Online-Magazin 16vor.de und seine Macher vor. Deren Erfolgsrezept: "Weniger ist mehr", "In der Regel ein bis zwei Geschichten täglich".

Spannend - ein lokales Online-Format kann also sogar mit nur zwei Leuten und einer handvoll Freier gelingen.