Mittwoch, 25. Februar 2009

Nachrichten-Revolution

In meinen 32 Jahren des Nachrichtenkonsums (na gut, realistisch sind es ein paar Jahre weniger) gab es bisher zwei Phasen: Prä-CNN und CNN. Ich glaube, die nächste Phase, Post-CNN, hat begonnen.

Prä-CNN
war so: Ich war relativ jung, als ich entdeckte, dass mein Kassettenrekorder auch zum Radiohören geeignet war. Das WDR2-Mittagsmagazin gehörte fortan zu meinem Leben, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe. Aber die Neugier war geweckt. Aktuelle Stunde, Tagesschau, manchmal Heute kamen im Fernsehen hinzu. Klein-Olli war einigermaßen informiert - angefixt für "Breaking News" hat mich das Geiseldrama von Gladbeck, dessen Ende damals erstaunlicherweise zuerst durch eine Verkehrsmeldung bekannt wurde.

Echte "Breaking News" gab es dann aber erst mit 16,17. Irgendwo auf Kabelkanal 564 entdeckte ich CNN. Mein Englisch reichte, um das meiste zu verstehen. Und wer einmal mitgekriegt hat, wie ein Sender sein komplettes Programm für Breaking News (ich hab die Fanfare noch im Ohr) umschmeißt, der war hin- und weg. Sämtliche internationale Krisen, amerikanischen Kriege, Terroranschläge, tote Prinzessinnen - ohne CNN kaum vorstellbar.

Und dann kam der heutige Tag: Irgendwann um kurz vor Elf las ich einen Twittereintrag, dass in Amsterdam ein Flugzeug abgestürzt sei. Erster Griff zur Fernbedienung, auf die 8 gedrückt - CNN. Dort redete eine Frau darüber, dass ein Airbus A380 der Turkish Airlines mit 135 Personen an Bord abgestürzt sei. "Hmmm", dachte ich, entweder war das ein ziemlich leerer Riesenjumbo oder das ist Quatsch. Es war Quatsch - und das sah ich auf Twitter. Ganz normale Menschen posteten dort Fotos der abgestürzten Maschine (einer wesentlich kleineren Boeing 737-800).

Bei CNN spekulierten zwar irgendwelche Experten, aber die Augenzeugen twitterten. Oder Menschen mit Zugang zu holländischen Medien twitterten. Die relevanten Nachrichten liefen über Twitter. Und außerdem die Links. Dass hier ein Mitschnitt des Flughafenfunks und die Passagierliste steht, liegt an Twitter. Dort und in einem Liveticker auf Volkskrant.nl (kann hier nachgelesen werden)liefen die News im Sekundentakt ein. Websites, die auf dpa setzten meldeten noch "Gewissheit: Keine Toten", als im niederländischen Sender NOS ein Reporter von mit weißen Laken zugedeckten Leichen berichtete.

Gelesen habe ich das bei Twitter - das Gebrabbel auf CNN hatte ich da längst wieder ausgeschaltet.

Update:

Noch mehr zu Revolutionen gibt es im Ostropblog, außerdem finde ich dieses Interview lesenswert. Besonders folgenden Satz:
Die Redaktionen sollten nicht im eigenen Sumpf verharren, nach dem Stichwort arbeiten: "Wir wissen schon, was unsere Leser wollen."

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So einen Unfug habe ich selten gelesen.
Setzen, sechs.

oko hat gesagt…

Aha...sehr aussagekräftiger Kommentar.

Anonym hat gesagt…

Mein Lieber,
nicht jeder versteht alles.
Aber das ist wahrscheinlich auch schon immer so gewesen.

Ich mein, wer heißt schon Uwe?