Kürzlich habe ich mit Tschick von Wolfgang Herrndorf mein erstes gedrucktes Buch seit Langem gelesen. Ein super Buch, vermisst habe ich am gedruckten Teil, dass ich es abends nur im Bett lesen konnte, wenn die Lampe an war - klarer Vorteil fürs iPad.
Da ich gerade so schön im Lesefieber war, habe ich drüber nachgedacht mir 1913 von Florian Illies zu kaufen. Meinetwegen gedruckt. Dann der Schock bei Poertgen - das Ding gibt es nur gebunden und nur zum stolzen Preis von 19,99 Euro. "Hmm, dann halt digital, das dürfte deutlich günstiger sein", dachte ich in all meiner Naivität. Klarer Fall von Denkste: der Preis bei iTunes und Amazon beträgt jeweils 17,99 Euro.
Hallo, Verlage, geht's noch? Ihr spart Euch bis auf das Autorenhonorar ungefähr alle Kosten - und lasst mir davon gnädigerweise 2 (zwei!) Euro? Ebenso peinlich sind Zeitung- und Magazinverlage, die ein ePaper teurer als die gedruckte Version verkaufen. Bzw. hoffentlich nicht.
Mittwoch, 4. September 2013
Dienstag, 23. Juli 2013
Print kaufen, digital lesen
Immer weiter wandeln sich die ehemaligen Print-Redaktionen... Es wird digitaler, langsam, aber stetig. Ob zu langsam, wird sich weisen.
Die Bild und Brand eins sind zwei Beispiele dafür, dass Verlage Print- und Digitalkunden nicht mehr als grundverschiedene Wesen sehen. Vielmehr begreifen einige, dass ein Zeitungs- oder Magazinkäufer durchaus auch übers iPhone oder Tablet auf die Inhalte zugreifen möchte.
Brand eins
Die Juli-Brand eins kostete 8,50 Euro statt 7,60 - teuer aber meist gut, waren meine bisherigen Erfahrungen mit dem Magazin. Mit dieser Ausgabe führt Brand eins ein System ein, bei dem der Print-Käufer sich die digitale Version des Magazins kostenlos auf sein Mobil-Gerät herunterladen kann. Der Weg allerdings ist mühsam:
- Quizfrage auf der Website beantworten -> Code per Mail
- Als digitaler Kunde anmelden.
- Das digitale Heft kaufen
- Code eingeben
- Kreditkartennummer eingeben
- Kauf für 0,00 Euro abschließen
- Auf dem mobilen Gerät mit seiner Kunden ID einlogen
- Herunterladen
Entweder habe ich mich dabei dumm angestellt, oder war zu ungeduldig. Jedenfalls habe ich immer wieder den Code an der falschen Stelle eingegeben, oder das falsche Heft in den Warenkorb gepackt, oder, oder, oder - jedenfalls hab ich das Heft jetzt gedruckt zuhause rumliegen und während meiner Pedlerfahrten lese ich es auf dem iPad bzw. Phone.
Bild
Mein bisheriges Bild-Abo (3,99 Euro oder so im Monat für die Bundes-Bild auf dem iPhone) lief aus. Da ich es quasi ohne Qualitätseinbußen auch auf dem iPad nutzen konnte, war es für den schnellen, abendlichen Blick aufs Boulevard ideal.
Egal, BildPlus ward geboren und damit eine Preiserhöhung auf 9,99 Euro je Monat. Ohne mich, das Abo wurde nicht verlängert.
Praktischerweise haben wir die Bild in der Redaktion. Also konnte ich BildPlus dank des Codes für einen Tagespass testen - der Code steht täglich in der Zeitung. Diese Verbindung funktioniert einfacher als bei Brand eins: Man meldet sich bei Bildplus an, logt sich dort ein und kann den Tagespass-Code eingeben. In der Folge ist Bildplus bis 24 Uhr für einen freigeschaltet.
Für eine Dauernutzung ist das aber trotzdem zu aufwändig, aber zumindest gibt es den Print-Käufern das Gefühl, dass sie das Digitalangebot nicht zusätzlich bezahlen müssen.
Fazit: Die Wege sind noch etwas verschlungen, aber mir scheint klar, dass Verlage von Menschen, die für Print viel Geld zahlen auf keinen Fall für Digitales zusätzliches Geld verlangen können. Wie man das genau umsetzt, muss erst herausgefunden werden. Gut ist aber, dass Wege getestet werden.
Sonntag, 17. Februar 2013
Jeder rettet einen Afrikaner
Was folgt ist eine Empfehlung: Gestern habe ich mich im Theater kringelig gelacht - und heute trotzdem den ganzen Tag über das Stück nachgedacht.
Im Wolfgang-Borchert-Theater in Münster wurde das Stück "Benefiz. Jeder rettet einen Afrikaner" von Ingrid Lausund gegeben. Eine Satire über fünf gute Menschen (oder Gutmenschen), die einen Benefizabend für ein Brunnenprojekt in Kenia planen.
Das Ganze wird durch die fünf unterschiedlichen Charaktere zum großen Spaß. Von der super-professionelle Moderatorin, bei der alles perfekt ist: Wortwahl, Betonung, sogar die "spontanen" Tränen über das Schicksal eines afrikanischen Kindes bis zur ehrlich betroffenen Öko-Trulla, die alles "ganz, ganz schlimm" findet.
Die professionelle Moderatorin. (Foto: WBT)
Man erfährt etwas darüber, wie afrikanische Volkslieder und deutsche Karnevalssongs zusammenhängen. Zwischendurch kommen einem Darsteller erste Zweifel, ob das ganze Benefiz-Getue nicht doch nur der Bereinigung des Gewissens dienen soll. Und dann ist da noch eine unheimlich eindrucksvolle Wutrede.
Ein Abend, der sehr lustig aber fast gar nicht klamaukig ist. Und einer, über den man länger nachdenken kann. Das Stück ist unter anderem am 19./20./21. März im WBT zu sehen. Weitere Termine und Tickets gibt es hier. Die Karten kosten 16 bis 19 Euro.
Aufmerksam bin ich auf das Stück geworden, weil es mein Kollege Helmut Jasny in der Münsterschen Zeitung empfohlen hat. Hier geht es zu seiner Kritik.
Im Wolfgang-Borchert-Theater in Münster wurde das Stück "Benefiz. Jeder rettet einen Afrikaner" von Ingrid Lausund gegeben. Eine Satire über fünf gute Menschen (oder Gutmenschen), die einen Benefizabend für ein Brunnenprojekt in Kenia planen.
Das Ganze wird durch die fünf unterschiedlichen Charaktere zum großen Spaß. Von der super-professionelle Moderatorin, bei der alles perfekt ist: Wortwahl, Betonung, sogar die "spontanen" Tränen über das Schicksal eines afrikanischen Kindes bis zur ehrlich betroffenen Öko-Trulla, die alles "ganz, ganz schlimm" findet.
Die professionelle Moderatorin. (Foto: WBT)
Man erfährt etwas darüber, wie afrikanische Volkslieder und deutsche Karnevalssongs zusammenhängen. Zwischendurch kommen einem Darsteller erste Zweifel, ob das ganze Benefiz-Getue nicht doch nur der Bereinigung des Gewissens dienen soll. Und dann ist da noch eine unheimlich eindrucksvolle Wutrede.
Ein Abend, der sehr lustig aber fast gar nicht klamaukig ist. Und einer, über den man länger nachdenken kann. Das Stück ist unter anderem am 19./20./21. März im WBT zu sehen. Weitere Termine und Tickets gibt es hier. Die Karten kosten 16 bis 19 Euro.
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