Die Bahn hat mir dafür, dass ich den letzten 2,5 Jahren über 2000 Euro bei ihnen ausgegeben habe einen Tag lang (eigentlich sogar 34 Stunden lang) freies Fahren in allen Zügen geschenkt.
Das Geschenk habe ich gestern angenommen und war in Hamburg, Berlin, Frankfurt und Köln - das alles in knapp 22 Stunden. Leider mag mein Mobiltelefon keine Fotos mehr erstellen, deshalb gibt es hier jetzt keinen schön bebilderten Reisebericht.
Münster - Hamburg Start mitten in der Nacht. Zwei, drei andere Gestalten klettern mit mir in den IC, der Münster um 4.18 Uhr verlässt. Der Großraumwagen hat sich in einen Liegewagen verwandelt - auf jeweils zwei Sitzen schlafen die Mitreisenden.
Zwischen Bremen und Hamburg wird es hell - wer jetzt die Augen nicht aufmacht, der verpasst einen tollen Sonnenaufgang. Drei Reihen vor mir wachen zwei junge Frauen auf. Sie unterhalten sich in skurrilen Lauten: Schweizerinnen. Sie sind voller Vorfreude auf Hamburg. Kommentieren alles was sie sehen. Wird bestimmt ein spannendes Wochenende für sie.
Hamburg - BerlinIm Hamburger Bahnhof gibt es um kurz vor Sieben keine Tageszeitungen aus dem Ruhrgebiet. Schade, gern hätte ich gesehen, wie die Titelseite der Ruhr Nachrichten am Tag des Pokalfinales gedruckt wirkt. An der wurde lange gefeilt. Dann lese ich halt taz.
Was folgt sind drei Premieren: Erstmals nutze ich die Strecke Hamburg - Berlin. Und fahre dabei erstmals ICE-T. Schicker Zug, ich hatte ihn wegen der nicht so schnittigen Form immer für ein schlechtes Plagiat des ICE 3 gehalten. Aber innen ist viel Platz und mit 230 km/h ist er ja nun wirklich keine lahme Ente. Von der Neigetechnik habe ich nichts Negatives mitbekommen.
Dritte Premiere ist der Berliner Hauptbahnhof. Wow. Ein Megakaufhaus, beeindruckend groß, beeindruckend viel Glas und Stahl. Irgendwo fahren auch Züge.
BerlinNachdem ich in Hamburg nur eine halbe Stunde Zeit hatte, bekommt Berlin jetzt Mehr. Ich leihe mir ein
Callabike Dieser Service ist einfach genial. Ein Anruf und man ist mobil. Ein Anruf und man spürt, riecht, erfährt die Stadt vom Sattel aus.
Ab geht's zum Reichstag, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz. Dort das Rad abgestellt, mit der S-Bahn zur Oranienburger Straße und dann mit nem neuen Rad weiter. Super, hier riecht's nach Kohleöfen - so wie damals, als ich als 16-Jähriger mit großen Augen hier langlief. Es gibt Zillionen kleiner, witziger Geschäfte und Cafes. Irgendwie bin ich plötzlich am Prenzlauer Berg und da der Hunger groß ist, geh ich in ein Bäckerei/Cafe-Mischmasch.
Es folgt Werbung: Das Cafe zum Wasserturm ist total knorke. Es gibt super lecker Frühstück für 3 Euro (zwei Schrippen, Wurst, Käse, Obst...) und Kaffee für 1 Euro. Hinter der Theke steht einsuper netter Mensch mit Migrationshintergrund. Er redet mit jedem über dies und das (mit mir über die taz) und war echt ein Highlight der Reise. Werbung Ende.Im Cafe zum Wasserturm gibt es übrigens kein Zeichen dafür, dass Zeitungen in der Krise sein könnten. Jeder, der reinkommt, kauft eine Süddeutsche, Tagesspiegel, Berliner Zeitung oder auch Bild. Nur die taz gibt es hier nicht. "Die liest hier keiner, Frankfurter Rundschau auch nicht", sagt der Besitzer. Also doch etwas Krise.
Noch etwas radeln, dann geht es weiter.
Berlin - FrankfurtWar der Cafe-Besuch ein Highlight, so folgen jetzt drei Lowlights.
1. Schüler auf Klassenfahrt nerven (laut,unverschämt, stinken).
2. Müttern mit DDR-Befehlston sollte man die Kinder wegnehmen ("Entweder ihr seid lieb, oder ihr lauft" - D'oh).
3. Nordhessen ist ein Synonym für Langeweile (der Zug wurde umgeleitet) - die Fahrt dauerte gefühlte acht Stunden.
Das regnerische Frankfurt habe ich zum Essenfassen genutzt, dann ging's auf die Rennbahn.
Frankfurt - KölnHighlight, juhu. Freier Platz hinterm ICE 3-Triebfahrzeugführer (Bahnsprech für Lokführer). Beste Aussicht auf 300 km/h Stecke gen Köln. Interessant: Echte Signale gibt es gar nicht mehr, der Lokführer weiß per Anzeige, wie weit die Strecke im Vorraus frei ist. Bis kurz vor Köln hatten wir freie Bahn, mit Vollgas an den Rhein.
KölnHier bin ich wieder geradelt - auch hier gibt es Callabike. Berlin fand ich aber radfahrerfreundlicher als Köln. Dafür hab ich im Kölner Stadtanzeiger interessante Themen gefunden. Später dann Kölsch und DFB-Pokalfinale in einer Kneipe.
Köln - MünsterWegen der doofen Verlängerung habe ich leider den ICE nach Münster verpasst, sodass noch eine anstrengende Regionalbahnfahrt anstand. Ich liebe besoffene Fußballfans. Um kurz nach 2 Uhr dann wieder Zuhause. Puh.
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