Es ist mal wieder passiert: Eine Nachrichtenagentur (in diesem Fall AFP) hat eine falsche Meldung in die Welt gesetzt. Zahlreiche Kunden der Agentur (zum Glück nicht die Ruhr Nachrichten/Münstersche Zeitung) haben diese Meldung weiterverbreitet. Ungeprüft, denn sonst wäre ihnen aufgefallen, dass die Meldung über einen von der EU verkündeten Zwang, Untertitel statt Synchronisationen zu verwenden, falsch ist.
Unter anderem Herr Niggemeier berichtet über diesen Fehler - unter der ziemlich polemischen Überschrift "Geht sterben". In den Kommentaren ist dann mal wieder die Rede davon, wie faul Journalisten sind und dass sie nur abschreiben etc. pp.
Diese Kritik geht aber an der Realität vorbei. Zu kritisieren ist eindeutig die Agentur AFP. Die Redaktionen, die deren Texte kaufen müssen sich darauf verlassen können, dass die Agentur keinen Unsinn schreibt. Bei tausenden (wirklich!) Agenturmeldungen, die tagein, tagsaus auf den Bildschirm kommen, ist es schlicht unmöglich, bei jeder "mal eben" nachzugooglen, ob die Agentur nicht Mist gebaut hat.
4 Kommentare:
Pressevielfalt war gestern, modern ist die freiwillige Gleichschaltung. Weil vorgestern ein einziger Agenturjournalist einen Fehler machte, zogen gestern unzählige Journalisten in Artikeln und Kommentaren der doppelten und dreifachen Länge der Pressemitteilung, welche alles hätte auflösen können, über das vermeintliche idiotische Ansinnen der EU-Parlamentarier her und pflanzten den Bundesbürgen zu Unrecht noch ein bisschen mehr Hass auf die EU-Politik ein. Und wenn heute ein Agenturjournalist behauptet, ein jüdischer Geschäftsmann hätte andere um ihr Geld betrogen, feiern wir morgen vermutlich Progromnacht.
Reicht es da wirklich aus, sich hinzustellen und zu sagen: Ich war ja nicht der eine Urheber? Sollte man nicht doch versuchen, besonders aber nicht nur Artikel mit so etwas wie Brisanz und Sensationsgehalt noch einmal nach zu recherchieren? Und wenn man nicht die Chance dazu hat, wie du anführst, sollte man diese Chance nicht von seiner eigenen Branche einfordern? Sollte man nicht gerade jetzt schreien und sagen: "Hallo Chefs, so geht das nicht! Wir müssen so etwas wie diese Blamage vermeiden können indem wir es recherchieren - auch wenn wir dafür brauchen mehr Leute brauchen!"
Deine Ambivalenz finde ich wirklich erschreckend.
Ich denke auch, dass man als Journalist sicher nicht alle Agenturmeldungen prüfen kann, aber die, die man verwendet sollte man auch prüfen!
In erster Linie muss sich der Kunde auf das Produkt verlassen können das er gekauft hat. Dem Leser ist es herzlich egal, wo der Fehler enstanden ist und das zu Recht!
Und nebenbei habe ich mich doch letztens erst dir gegenüber öffentlich-rechtliche Magazine und ihre teils mangelhafte oder einseitige Recherche kritisiert. Jetzt ist Polylux einer gezielten Täuschungsaktion auf den Leim gegangen:
http://tito.blogsport.de/
Ich bin zwar kein Journalist, hätte allerdings mal mit gutem Beispiel vorangehen sollen und den Begriff "Ambivalenz" nachschlagen sollen, bevor ich ihn benutze. Ich meinte damit Gleichgültigkeit, und das bedeutet er wohl definitiv nicht. Dafür bitte ich um Entschuldigung. Ebenso wie für das überflüssige erste "brauchen" im letzten Satz.
Ja,"man" müsste sowas besse nachrecherchieren. Ja, besonders, wenn "man" das Ganze auch noch kommentiert...
Wenn "man" nur ein paar Kollegen mehr hätte oder "man" einfach mehr Zeit hätte, aufmerksam zu sein...
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