Wohl nirgendwo auf der Welt kommt Technikgläubigkeit und Fortschrittsseeligkeit immer wieder derart naiv daher wie in den Vereinigten Staaten. Ein weiterer Beleg dafür ist das vorliegende Buch von Jeff Jarvis, der hier in allerbester Wanderpredigermanier das Hohelied auf den Internet-Giganten Google singt. Während Barack Obamas Gesundheitsreform als (national-)sozialistischer Totalitarismus verteufelt wird, findet man jenseits des Atlantiks nichts dabei, sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung einem Unternehmen preiszugeben, das mit der Verwaltung von Daten rein kommerzielle Interessen verfolgt. Geschäftlicher Erfolg gilt aus protestantischer Sicht schließlich seit jeher als Ausweis besonderer göttlicher Gnade.Ob Apple, Microsoft oder in diesem Fall eben Google – sie alle stehen stellvertretend für den amerikanischen Traum. Und Leute wie Jarvis sind seine Propheten. Nicht im Datenschutz sondern in der grenzenlosen Transparenz des Internets sieht der New Yorker Professor die Zukunft. Vorbei seien die Zeiten, in denen vordigitale mediale Instanzen jeglicher Art zu Lasten der Gesellschaft über das Informationsmonopol verfügten. Die neuen Kommunikationsformen des Google-Zeitalters wie Bloggen oder Twittern machten es Kunden und Verbrauchern möglich, der Massenindustrie ihre Bedürfnisse zu diktieren. Im Sprachduktus eines wiedergeborenen Erweckunspredigers preist Jarvis die ungeheuren Chancen einer total vergoogelten Welt und schickt alles Herkömmliche – übrigens als Buchautor erstaunlicherweise ausgerechnet auch Druckwerke aller Art – schnurstracks zur Hölle.
Trotz oder gerade wegen des penetranten missionarischen Eifers ein durchaus lesenswertes Lehrstück über den weltweit noch immer dominanten American Spirit. – Arnold Abstreiter
Samstag, 10. Oktober 2009
Böse, böse USA - und Jeff Jarvis ist der Wanderprediger
Das ist die offizielle Amazon-Beschreibung für "What would Google Do?" von Jeff Jarvis. Ziemlich krasser Anti-Amerikanismus, finde ich. Wer Jeffs Blog liest, kann das kaum nachvollziehen...
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