Samstag, 1. August 2009

Story-Hijacking

Warnung: Folgender Eintrag enthält Eigenlob.

In den vergangenen Tagen füllte in Münster eine Story das Sommerloch, an deren Behandlung man ganz gut erkennen kann, wie sich die Printmedien inzwischen wandeln. Es ging um einen Ratsherrn der Grünen, der sich dummerweise dabei erwischen hat lassen, ein Plakat der FDP per Filzstift zu erweitern. Zum Slogan "Auf uns ist Verlass" fügte er hinzu: "Reich bleibt Reich"...

Sowas macht man natürlich nicht, schließlich ist es Sachbeschädigung. Zurück zu den Medien. Unglücklicherweise informierte der FDP-Kreischef Daniel Bahr nur seinen WN-Lieblingsjournalisten von der Story - sie stand am Donnerstag früh also nur beim Blatt mit der Redaktion hinter dem münsterschen Hauptbahnhof. So weit, so schlecht für uns - Glückwunsch an die Kollegen.

Früher hätten wir am kommenden Tag oder noch später die Story zähneknirschend nachgezogen, natürlich kleiner, weniger aufgeblasen, weiter hinten als die Konkurrenz.

Statt so zu handeln, haben wir die Geschichte am Donnerstag einfach gekidnappt. Ein Kollege ließ sich die Fakten bestätigen und nur drei Stunden nach WN-Erscheinen waren wir Online gleichgezogen. Doch das reichte uns nicht. Mehrere Male am Tag haben wir die Geschichte weitergedreht, jeder Rechercheanruf floss in unsere Version der Geschichte ein. Ergebnis: Schon nach kurzer Zeit war man nur noch auf unserer Seite über den aktuellen Stand informiert.

Exklusiv meldeten wir, dass der Ratsherr sein schändliches Tun gestanden hatte, wie er sich entschuldigte und was seine Partei von der ganzen Sache hielt. Auch per Twitter hielten wir die Leute auf dem Laufenden, verlinkten zur Story und sammelten hunderte Klicks über diesen Kanal ein. Irgendwann am Nachmittag hat dann übrigens auch der Mitbewerber seine Story im Internet aktualisiert.

Im Print mal gegen den Mitbewerber zu verlieren tut also immer noch weh, ihm online eins zurückzugeben macht aber ziemlich viel Spaß.

Update


Meine Freundin fügt gerade hinzu, dass sowas online ja wohl selbstverständlich sein sollte. Stimmt, klappt aber leider noch nicht jedes Mal.

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