Montag, 24. November 2008

Das Wetter und der Journalismus

Neulich habe ich ja schon kurz auf einen Live-Ticker auf der Seite Wetteronline.de hingewiesen. Technisch ist das alles nicht gerade auf dem neuesten Stand, es fehlt ein RSS-Feed (oder ich finde ihn nicht), man könnte auch twittern aber dennoch gibt es dort ein spannendes Phänomen zu beobachten: Bürger machen Nachrichten.

Angereichert durch die Profi-Informationen wie Wetterkarten, Satelliten-Bilder und Vorhersagen liefern Bürger einen wichtigen Teil des Tickers. Schicken Fotos, berichten, wie das Wetter vor ihrer Haustür ist. Freiwillig, unentgeltlich, einfach nur so. Es ist der selbe Geist, der auch hinter der Wikipedia steckt. Wenn man Bürgern eine Plattform gibt, sich sinnvoll an einer Seite zu beteiligen, dann machen die mit. Einfach so.

Braucht man dann noch Journalisten? Natürlich. Nur müssen diese lernen, eine andere Rolle zu spielen:

- Sie ordnen die Infos, die von den freiwilligen Korrespondeten kommen.
- Sie nutzen die Infos zur Recherche, liefern so Einordnungen und Hintergründe.
- Sie machen ein spannendes Nachrichtenprodukt daraus.

ABER: Sie sind nicht mehr die schlauen Jungs, die der Welt mal erzählen, was da draußen so passiert. Und wenn sie etwas für nicht wichtig halten, dann erzählen sie es halt nicht. Oder um es mit Rupert Murdoch zu sagen (ja, er ist ein Arsch. Aber er hat hier nunmal Recht):

The condescension that many show their readers is an even bigger problem. It takes no special genius to point out that if you are contemptuous of your customers, you are going to have a hard time getting them to buy your product. Newspapers are no exception.

(…)

It used to be that a handful of editors could decide what was news—and what was not. They acted as sort of demigods. If they ran a story, it became news. If they ignored an event, it never happened.

Today editors are losing this power. The internet, for example, provides access to thousands of new sources that cover things an editor might ignore. And if you aren’t satisfied with that, you can start up your own blog and cover and comment on the news yourself.


(via Stefan Niggemeier)

Viel eleganter und weiteichender hat es natürlich Jeff Jarvis formuliert. Ich glaube, er hat mit vielen Sachen Recht. Mal sehen, wie lange es dauert, bis das in Deutschland a) jemand versteht und b) jemand umsetzt.

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